° Zwischenbilanz 2015

Fünf Jahre ist es nun her, seit wir unsere Utopie im Garten haben umsetzen können. Die Planung  aller Gartenteile hatten wir für 5 Jahre projektiert. Heute denken wir zurück an die Zeit, in der wir mit dem Entwurf begannen. Im Mittelpunkt stand die Suche danach, was unserem Leben, unabhängig von Geld und materiellem Erfolg, Glück, Gesundheit und Erfüllung bedeuten könnte.

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In einem Fernsehbeitrag über Japan sahen wir einen Bericht über „Das Dorf der Hundertjährigen“. Diese Hundertjährigen waren sehr agile, ältere Menschen, denen es viel Freude bereitet, ihre Lebensmittel selbst anzubauen, zu verarbeiten und sogar zu vermarkten.  Ähnliches fanden wir in einem Buch des Glücksforschers Mihály Csíkszentmihályi. Er hatte in weltweiten Studien quer durch alle sozialen Schichten recherchiert. Schließlich hatte er ein einfaches Ehepaar gefunden, das in einem Dorf lebte und dort seine Lebensmittel selbst anbaute. Dies waren für ihn die glücklichsten Menschen seiner Studie. Zu der Zeit zeigten sich auch gesundheitliche Probleme innerhalb der Familie und im Freundeskreis und es wurde empfohlen, die Ernährung auf eigen angebautes  Gemüse umzustellen. Gute Gründe, uns nicht von unserem Vorhaben, selbst Gemüse und Obst anzubauen, abbringen zu lassen.

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Natürlich kamen von vielen Seiten Einwände, dass wir heute in einer arbeitsteiligen Wirtschaft lebten und für die Produktion von Nahrungsmitteln Spezialisten am Werk wären, die zudem noch billiger produzieren könnten. Es wäre ja so viel „Arbeit“ im Garten – „das lohnt sich doch nicht!“

Alles bekannte Tatsachen, die aber durch immer wieder in der Presse zu lesende Skandale oder Berichte über beigemengten Zusatzstoffe in der Verarbeitung, Dünger und Spritzmitteln bei der Aufzucht, eine nicht sehr einladende Vorstellung vermitteln. Zurück bleibt ein Unbehagen und Misstrauen. Vorausgesetzt wird bei der Argumentation der Miesmacher stillschweigend, dass die Produktion zur Profitmaximierung eine Qualitätsmaximierung bedeuten würde.  Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun – das ist Lebenserfahrung!

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Wir haben das Argument mit der „nicht lohnenswerten Arbeit“ mal für uns untersucht und dabei herausgefunden, dass übers Jahr durch kleine Handgriffe hier und regulierendes Eingreifen dort doch ein erklecklicher Betrag bei der Ernte zu Buche schlägt, nur durch etwas Bewegung in guter Luft und Sonne. Auch wird bei der Argumentation der Leistung nie berücksichtigt, dass dies eine Freizeitbeschäftigung ist, der Aufwand eigentlich nicht zu rechnen ist. In der Buchhaltung wird von „eh-da-Kosten“ gesprochen,  wir sind ja eh da und verbringen unsere Freizeit an der frischen Luft. Aber das überzeugendste Argument ist die deutlich bessere Gesundheit, was wir u.a. auf das eigene Gemüse zurückführen.

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Dass es sich bei der Gartenarbeit um etwas anderes handelt, als eine schwere Last und Bürde, fällt uns ein, wenn wir an die Ausführungen von Csíkszentmihályi zum Thema „Flow“ denken. Jeder Gärtner kennt das Gefühl, wenn er nach einem anstrengenden Arbeitstag in den Garten kommt und dort noch so viel Arbeit wartet – Arbeit in der er ganz aufgehen kann und ihn die Zeit vergessen lässt. Es ist ein in der Tat eine kreative Arbeit und Kreativität ist bei der Gartengestaltung gefragt.

Ein Besuch im Küchengarten des Rokoko-Schlosses in Veitshöchheim zeigte uns, dass Anzucht von Gemüse auch ein hoch ästhetischer Genuss sein kann.

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Bei uns hat der Küchengarten- oder Nutzgarten den gleichen Stellenwert wie der Rosen- oder Staudengarten, nicht zu vergessen der Wassergarten und die Gräser.

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Einige unserer Bloggerfreunde, Gartenfreunde sind erfahrene Fachleute, aber auch viele Freizeitgärtner, die sich seit vielen Jahren intensiv mit Stauden, Gräsern und Gehölzen beschäftigen. Wir sind froh, von ihrem Wissen und ihren Erfahrungen zu lernen und dies auch in unserem Garten umsetzen zu können.

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Unser Garten soll ein Garten der Sinne sein – ein ästhetisches Erlebnis – allen Sinnen ein Fest – der Duft alter Rosen, die würzige Erde unter dem Schnittlauch im Frühjahr, oder das Summen der ersten Bienen am Haselnussstrauch und das vielstimmige Konzert nie gehörter Vogelstimmen an einem Morgen im April – und das Brummen der Hummel am Abend, die zerbröselnde Erde beim Pflanzen – die rauen Blätter des Salbei oder das Streifen der Hände durch hohe Gräser im Herbst und das Knirschen der Kiesel unter den nackten Füßen – der unerwartete Blick beim Wechsel von Nah und Fern und Unerreichbarem – ein kleines Stück Land für Entdecker.

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Wir wünschen Euch allen, unseren Lesern und Freunden ein gutes Neues Jahr                          und Freude und Energie beim Umsetzen Eurer Pläne und Vorhaben!